Unsere sechs Forderungen an die Politik:

1. Einheitliche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen – eine kluge, wissensbasierte Nachhaltigkeitsregulatorik für eine positive Entwicklung der Biodiversität. Ziel muss es sein, natur-positives Wirtschaften zum Standard zu machen. Dazu ist es unabdingbar, Verursachern die gesellschaftlichen Kosten der Natur- und Ressourcennutzung aufzuerlegen. Dies bedeutet, die Kosten zu internalisieren, die bislang die Allgemeinheit oder künftige Generationen tragen müssen. Dabei gilt es, faire Rahmenbedingungen zu schaffen, den Unternehmen Planungssicherheit zu geben, sinnvolle Anreize anzubieten und Greenwashing effektiv zu unterbinden.
2. Einheitliche Standards und verpflichtende Biodiversitäts-Berichterstattung durch Unternehmen. Die Politik muss sicherstellen, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen ihre direkte und indirekte Nutzung der Biodiversität und anderer natürlicher Ressourcen regelmäßig nach einem wissenschaftlich basierten, einheitlichen Verfahren messen (lassen) und darüber berichten, wie sie Verbesserungen entlang der Wertschöpfungsketten umsetzen. Eine entsprechende Verpflichtung muss auf der COP15 beschlossen werden.
3. Sofortiger Abbau umweltschädlicher Subventionen. Bestehende finanzielle Anreize, steuerliche Regelungen und Subventionen gilt es so zu reformieren, dass öffentliche und private Finanzströme auf natur-positive Aktivitäten ausgerichtet werden. Dies schafft einheitliche Spielregeln für die Wirtschaft und vermeidet Marktverzerrungen. Hierzu braucht es eine wirksame Vereinbarung auf der COP15.
4. Sicherstellung entwaldungsfreier Lieferketten. Die entsprechende EU-Verordnung muss noch in diesem Jahr verabschiedet und zeitnah umgesetzt werden. Außerdem ist die Verordnung weltweit auf alle natürlichen Ökosysteme (u. a. Savannen, Graslandschaften und Feuchtgebiete) auszuweiten.
5. Verabschiedung des „30×30“-Ziels (Unterschutzstellung von mindestens 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche bis 2030) sowie ambitionierte Renaturierungsziele. Der Fokus für beide Ziele, die auf der COP15 beschlossen werden müssen, sollte auf den Ökosystemen mit der höchsten Bedeutung für die Biodiversität und den Klimaschutz liegen. Es ist zudem essentiell, das 30×30- Ziel überprüfbar umzusetzen. Als anerkannte, natur-basierte Lösungen bieten diese Ziele in vielen Fällen die Möglichkeit für Unternehmen, in „Carbon Offset“-Programme zu investieren und so zur Umsetzung beider Ziele beizutragen. Um „Greenwashing” auszuschließen, sind global einheitliche, verbindliche und wissenschaftlich fundierte Mindeststandards notwendig

6. Aufnahme von Biodiversität in die von der Bundesregierung initiierte „Strategische Forschungs- und Innovationsagenda” – sei es bei neuen Lebensmittelprodukten, bei Biodiversitätsinformatik und Analysetechniken oder bei Biomaterialien, Bionik und Biopharmazeutika. Darüber hinaus brauchen wir eine effektivere nationale Biodiversitätsstrategie. Dazu gehören die Festlegung auf überprüfbare Biodiversitätsziele analog den Klimazielen und eine verbindliche Umsetzung in allen öffentlichen Projekten – einschließlich der Möglichkeit einer Sanktionierung im Falle der Zielverfehlung.